Das soll ich alles beherrschen und können als Führungskraft!? Beim Blick auf den Katalog an Kompetenzen, die heute gefordert werden, kann jeder Führungskraft schnell bange werden. Neben Fachkompetenzen sind Methoden gefragt, wie im Projektmanagement oder auch zum Präsentieren. Dann die persönlichen Fähigkeiten, wie das Zeitmanagement und Lernvermögen. Schließlich die Sozialkompetenz, zum Beispiel die Team- und Gesprächsführung. Und alles agil und flexibel. Mehr geht nicht! Oder?
Führungskräfte sollten glaubwürdig, nicht perfekt sein. Niemand muss nach einem Modell XYZ ein komplettes Portfolio an Kompetenzen besitzen. Jedoch gehen viele Verfahren zur Bewertung und Auswahl von Führungskräften genau davon aus. Stärken und Schwächen werden bei verschiedenen Tests freigelegt. Das Ergebnis wird am Durchschnitt gewichtet. Wer am wenigsten wesentliche Schwächen hat, der gewinnt. Denn bei den Stärken unterscheiden sich die Kandidat:innen selten.
Kein Test kann jedoch ermitteln, wie es um die weichen Faktoren der Praxis steht. Das Brennen für ein Ziel, das Gehen von Extrameilen, das Begeistern eines Teams in kritischen Situationen. Das schaffen nur richtige Typen. Typen tun, was sie sagen, und sagen, was sie tun. Typen können auch anecken, sind immer faszinierend und glaubwürdig. Ihr oder ihm wird vertraut.
Eigener Typ statt ideale Typologie
Besonders für die erfolgreiche digitale Transformation brauchen Unternehmen starke eigene Typen - statt eine Menge von Führungskräften einer idealen Typologie. Denn die Fähigkeit zur Anpassung, zur Entwicklung neuer Fähigkeiten und zum Verlassen von Bewährten entscheidet über den Erfolg der Zukunft. Die eigenen Typen eint nur, dass sie ihre Energie zum Aufbau des Neuen und nicht zum Abschirmen des Alten einsetzen. Das gelingt durch ganz unterschiedliche Kombinationen von Kompetenzen, je nach Situation und Bedarf, Unternehmensstruktur und auch der jeweiligen Führungsebene.
Die größte Herausforderung besteht darin, dass die Kombinationen sich laufend verändern müssen. Denn die Anforderungen an Unternehmen und damit auch an die Führung ändern sich schneller denn je. Für die einzelne Führungskraft bedeutet das, sich einige wenige, jedoch entscheidende Kompetenzen anzueignen, die Grundlage für die situativ eigenen Spielzüge und –kombinationen sind, je nach Anforderung und neuen Bedingungen.
Vier Eckpfeiler als Gerüst
Die wichtigsten Eigenschaften prägen die Haltung einer Führungskraft, wie geführt wird, egal in welcher Verantwortung und bei welcher Aufgabe. Diese Eigenschaften werden mit spezifischen Fähigkeiten ergänzt und kombiniert, die zur Aktivierung der eigenen Haltung und der Energien in einem Team, Bereich oder einer ganzen Organisation konkret notwendig sind.
Vier Eckpfeiler bilden das Gerüst, um eine starke Führungspersönlichkeit zu entfalten und zu einem eigenen Typ zu werden:
- Neugierde Menschen schauen mit den eigenen Augen immer nach vorne. Der innere Blick geht ebenso auf das, was kommt, was vor uns liegt, auch an Überraschungen, und welche Chancen sich ergeben. Was ist, wird verschwinden, früher oder später. Das Heute kann nur verwaltet, die Zukunft gestaltet werden.
- Fokus Nach vorne gehen, und zwar schnell. Dann wieder zur Seite, auch mal einen Schritt zurück, ebenso schnell, wenn der Weg sich als Sackgasse erweist. So wird die Energie auf die besten Chancen ausgerichtet, die sich immer wieder neu ergeben. Das Fallenlassen von Plänen, die sich nicht erfüllen, gehört dazu, die eigenen Aufgaben und Verantwortung auszurichten.
- Engagement Nur wer brennt, kann Feuer entzünden. Die alte Weisheit ist für die digitale Transformation wichtiger denn je. Führung wie immer führt zwangsläufig zu business as usual. Immer wieder Impulse setzen und Freude schaffen. Das zählt. Dabei selbst nicht nachlassen, Hindernisse beseitigen und zugleich improvisieren. Dadurch wird eine Führungskraft zum Mutmacher und aktiviert Mitmacher.
- Vertrauen Niemand kann alle laufend kontrollieren oder sagen, was zu tun ist. Die eigene Überzeugung, gemeinsam die Vorhaben umsetzen zu können, spürbar machen. Das schafft die Grundlage, dass sich andere anschließen, mitmachen und mehr als das Erwartete leisten. Gegenseitiges Vertrauen führt dazu, sich gemeinsam positiv zu überraschen.
Auf Basis dieser Eckpfeiler können Führungskräfte sich zukunftsfähig und erfolgreich machen. Agilität und Flexibilität, die aktuell in vielen Unternehmen gefordert werden, ergeben sich automatisch – als Folge der Eckpfeiler. Vor allem werden Führungskräfte den Unterschied machen im Wettbewerb – als eigenständige und glaubwürdige Typen.