ChatGPT kennt keine Zweifel. Alles liest sich stets geschliffen und überzeugend, auch bei Fehlern. Das System halluziniert und orakelt, spontan und nicht vorhersehbar. Das ist auch „natürlich“ bei einem KI-Sprachmodell, das letztlich nur eins macht – und das durchaus beeindruckend: Wörter nach statistischen Verfahren aufreihen.
Je nachdem, was sie mit einem Sprachmodell fachlich erreichen möchten, kann das System auf seine Eignung überprüft werden. Blind folgen kann schnell ein Schuss nach hinten werden. Folgende Elemente können, einzeln oder kombiniert, aufzeigen, ob ChatGPT eine nachhaltige Unterstützung oder zumindest Inspiration sein kann – oder nicht.
Quiz mit Basisdaten und zum Grundwissen
Sie kennen wesentliche Daten und Fakten zum Fachgebiet, wo ihnen ein KI-Sprachmodell eine Unterstützung geben könnte. Machen Sie daraus aus Quiz mit 10 bis 20 eindeutig formulierten Fragen. Dazu zählen geschlossene Fragen - mit einem klaren Ja oder Nein - und offene Fragen im losen Wechsel, ob mit oder auch ohne Zusammenhang. Notieren sie jeweils ihre Antworten, die ihnen bekannt und als richtig anerkannt sind.
Dann fragen sie ChatGPT! Gehen sie zunächst das gesamte Quiz komplett durch. Danach fragen sie bei falschen Antworten nach, ob ChatGPT sicher ist. Erst ganz zum Schluss korrigieren sie etwaige falsche oder missverständliche Aussagen: „Kann es sein, dass …“ Amüsant kann zudem die Frage werden, warum falsche Aussagen gemacht worden sind.
Falsches Wissen oder erfundene Fakten als richtig darstellen
Im nächsten Schritt können sie falsche Behauptungen oder Tatsachen formulieren, auf Basis ihres richtigen Wissens, natürlich. Und zwar plausibel, nicht völlig absurd, jedoch nachweislich nicht richtig. Idealerweise sind diese Behauptungen und Fakten essenziell für ihr Vorhaben, damit das Sprachmodell sie unterstützten kann.
Wie beim Quiz lassen Sie ChatGPT die Behauptungen oder Fakten prüfen. Dabei setzen sie verschiedene Varianten ein „Stimmt es, dass …“ „Liege ich richtig mit der Annahme, dass …“ Spannend kann auch sein, mehrere falsche Aussagen in eine Frage zu packen. Und dann zu fragen: „Welche der folgenden Aussagen ist richtig?“ Natürlich keine … es kann Spaß machen, als Mensch die KI „auf´s Glatteis zu führen“.
Das eigene Ziel für die Nutzung hinterfragen lassen
Schließlich ist zumindest inspirierend, wie das Sprachmodell auf ihr eigentliches Ziel reagiert, welcher Zugang zu ihrem Thema besteht. Welche Aspekte sollten berücksichtigt werden? Welche Hindernisse bestehen? Oder wie ChatGPT vorgehen würde, um ihre Ziele zu erreichen?
Ich habe einige interessante Impulse für neue Masterarbeiten für meine Studierende oder den Einsatz weiterer Methoden in der Beratung oder in Trainings erhalten. Um dann selbst mich weiter zu vertiefen und häufig wieder zu verwerfen.
Eine dringende Empfehlung möchte ich nicht vergessen:
Begrenzen Sie die Länge jeder Antwort! ChatGPT ist freundlich, möchte beeindrucken oder gar schmeicheln. Das kann auf Dauer auf die Nerven gehen. Dann schlicht nachfragen, was ChatGPT von der Regel hält: „In der Kürze liegt die Würze“.
Was weiß das KI-Sprachmodell ChatGPT über mich?
Als Zugabe bietet sich an - und kann nebenbei sehr unterhaltsam werden - zur eigenen Person nach Informationen zu fragen, die in sozialen Medien oder Portalen verfügbar sind, also beim Googeln sofort verfügbar wären. Zum Beispiel diese Frage: (Meine Name) arbeitet derzeit bei (Unternehmen). Was waren ihre/seine bisherigen Berufsstationen? Und dann die Nachfrage: Und welche Ausbildung hat (mein Name)? Und wie wird ihre/seine Arbeit bewertet?
Überraschungen in den Antworten sind bei ChatGPT stets möglich.