Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man etwas Schönes bauen. Das wusste Johann Wolfgang Goethe bereits vor über 200 Jahren. Während der Corona-Pandemie lagen für viele Menschen plötzlich riesige Brocken oder sogar schier unüberwindbare Hindernisse auf dem Lebensweg. Hindernisse fordern eine Veränderung. Nicht einmal, sondern mehrfach. Nicht irgendwann, sondern sofort. Die Corona-Pandemie zeigt uns: Umwege können spannend sein und uns zu neuen, attraktiven Zielen führen.
Hindernisse sind akut eher lästig, langfristig erweitern Umwege unsere Möglichkeiten. Wir bekommen Perspektiven und Ideen, die ohne die erzwungene Umleitung nicht in den Blick gerückt worden wären. Jeder, der einen langen Staus auf der Autobahn umfahren hat, merkt, was die Umleitung an neuen Eindrücken bietet. Und nicht nur das: Meistens ist man auch schneller unterwegs zum Ziel.
Die Fähigkeit, Hindernisse zum Fortschritt zu nutzen, ist eine persönliche und kollektive Kompetenz, die z.B. Teil jeder Führungskräfteentwicklung sein sollte. Das gilt nicht nur in akuten Corona-Krisenzeiten, wenn wir zumindest temporär voll ausgebremst werden können. So können Umwege zum Ziel führen:
- Anerkennen statt verdrängen: Zunächst ist schlicht zu erkennen und zu akzeptieren, dass sich die Situation verändert hat und im Extremfall sogar die gesamte Lebensplanung verändert werden muss. Das Einreden „Alles halb so wild“ bringt nur Frust. Das Loslassen braucht Zeit und am besten im Austausch mit vertrauten Menschen. Eine, zwei Nächte oder ein paar mehr drüber schlafen, dann hat sich die Enttäuschung meistens gesetzt und der Blick kann wieder nach vorne gerichtet werden.
- Szenarien entwickeln: Meistens bestehen mehrere Optionen für den Umweg. Alle besitzen Ungewissheiten. Ein Szenario mit möglichst vielen attraktiven Details, was auf den Wegesrand der Umleitung alles liegen könnte, macht den jeweiligen Weg und mögliche weitere Stolpersteine konkret. Dadurch kann eingeschätzt werden, wie hoch der eigene Einsatz sein wird, wie groß der Einfluss neuer Abhängigkeiten ist, etc. Häufig kristallisiert sich eine Option als die geeignete heraus, wie der Umweg aussehen sollte.
- Entscheiden und beginnen: Zögern ändert nichts. Die schlechteste Entscheidung ist immer - keine. Wer den Umweg startet, kann auch die Ungewissheiten ausräumen. Möglichst sollte erste kleine Fortschritte nach wenigen Tagen greifbar werden, zum Beispiel durch die Resonanz von Kollegen, dass der Umweg gegangen und ein Hindernis beseitigt wird. Und im Notfall, wenn sich der neue Weg als Sackgasse erweist, erneut umschwenken in den nächsten Umweg. Das Leben ist eine kurvige Reise.
Geradeaus fahren kann jeder. Kurven beherrschen macht den Unterschied. Führungskräfte sind Kurvenspezialisten, nicht nur während Corona, vielmehr generell im digitalen Zeitalter. Das "Kurventraining" ist ein Schwerpunkt in der Führungskräfteentwicklung und im Digital Leader Training.