Während der Corona-Pandemie werden wir zum Multitasking gezwungen. Vor allem im Homeoffice, mit oder ohne Homeschooling. Und wir haben gemerkt: Besonders für anspruchsvolle Aufgaben ist das Multitasking völlig ungeeignet. In einem Zoom-Meeting mitmachen und parallel E-Mails oder Präsentationen bearbeiten ... das geht nicht. Zumindest nicht gut. Multitasking ist kein Zeichen besonders hoher Belastbarkeit oder Aufnahmefähigkeit. Das Gegenteil ist richtig ...
Beim Multitasking sind zwei oder mehr Aufgaben nur dann gut zu bewältigen, wenn nur eine das Nachdenken und die intensive Informationsverarbeitung erfordert, alle anderen aber automatisch, intuitiv ablaufen können, zum Beispiel während einer Videokonferenz essen und trinken. Oder alle Tätigkeiten sind ohne geistige Anstrengung zu bewältigen, wie auf der Straße laufen, Schaufenster anschauen und Kaugummi kauen. Bei ganz einfachen alltäglichen und handwerklichen Routinen, z.B. Kaffee kochen und Telefonieren gleichzeitig, ist Multitasking durchaus möglich ist. Niemand muss darüber nachdenken, wie Kaffee zu kochen ist, während am Telefon verhandelt wird. Bei diesen Tätigkeiten müssen keine Informationen parallel aktiv verarbeitet werden.
Sobald parallel richtiges Nachdenken gefordert wird sieht die Sache anders aus. Das gilt sogar schon, wenn die Kaffeemaschine unbekannt ist und wir uns ärgern, dass der Filter nicht passt. Sofort sind wir von der eigentlichen Aufgabe abgelenkt. Und am Telefon könnte uns ein wichtiger Hinweis „durchrutschen“.
Viele von uns haben in den Corona-Monaten am eigenen Leib gespürt: Menschen, die ständig zwischen verschiedenen Informationsströmen hin- und herjonglieren, sind auf Dauer weniger leistungsfähig. Die Aufmerksamkeit und Fähigkeit, die relevanten Informationen zu erkennen und zu bewerten, schwindet. Und die subjektive Belastung steigt. Wir werden gereizt. Dann kann sogar das Klingeln eines Telefons dazu führen, dass man weniger produktiv und konzentriert ist, obwohl man den Anruf gar nicht annimmt. Die Aufmerksamkeit wird auf dieses nervige „Warnsignal“ gerichtet.
Multitasking konsequent begrenzen
Tatsächlich sinkt die Effizienz beim Bearbeiten verschiedener Aufgaben - parallel oder abwechselnd in kurzen Zeitabschnitten - im Vergleich zur seriellen Bearbeitung deutlich und nachhaltig. Dieser Effekt ist umso stärker, je komplexer die Aufgaben werden. Unser Gehirn filtert Informationen automatisch auf eine noch wahrnehmbare Menge. Und das wird es auch weiterhin tun, wenn die Leistungen unserer elektronischen Geräte weiter steigen und noch mehr Informationen parallel an uns senden. Unser Gehirn schaltet einfach automatisch ab, wenn wir es nicht tun.
Wir sollten uns also vor der Multitasking-Falle schützen, gerade bei wichtigen und komplexen Aufgaben und Situationen, die uns besondere Energie und Aufmerksamkeit abverlangen. Das ist nicht so einfach. Multitasking wird in der Arbeitswelt mitunter zum Zeichen für Belastbarkeit und Flexibilität stilisiert, sogar als Indiz für eine besondere Einsatzbereitschaft eines Mitarbeiters interpretiert. Anerkennung erhält der „Hans Dampf in allen Gassen“.
Selten wird gefragt, ob paralleles Arbeiten überhaupt nötig ist. Multitasking wird als effizient angesehen, der simplen Überlegung folgend, dass dann die Aufgaben schneller erledigt sein würden. Aber ist schneller auch besser?
Für jede Person und auch Organisation bestehen zahlreiche Möglichkeiten zur Gestaltung von Multitasking. Die Maßnahmen sprengen den Rahmen dieses Blogs. Das Thema Multitasking ist zum Beispiel ein Inhalt im Digital Leadership Training.