Daimler-Chef stellte die Geschäftszahlen 2015 vor - ohne Krawatte. Diese Nachricht war fast wichtiger als alles andere. Die neue Lockerheit auf den Chef-Etagen soll zeigen: wir sind agil und werden schneller. Für einen Kulturwandel ist die Haltung viel wichtiger als die Kleidung.
20 bis 30 Tagung oder Konferenzen begleitet Groß & Cie. im Jahr in unterschiedlichen Funktionen. Der Dress-Code ist immer ein Thema. Der \"No-Tie-Trend\" macht Business Casual zum Standard und führt zu kuriosen Szenen. Der Vorstand einer Wirtschaftsprüfung wird hinter den Kulissen von Mitarbeitern händeringend gebeten, vor seiner Rede die Krawatte auszuziehen. Im Publikum tragen die Frauen statt der weißen Bluse ein T-Shirt unter dem Hosenanzug oder Kostüm. Nylonstrümpfe sind tabu - \"over-dressed\".
In einem anderen Fall, bei einer Versicherung, standen auf der Bühne alle ohne Schlips und Kragen. Und im Publikum? Alle mit Anzug und Krawatte, in Nylons und Kostüm - wie es sich für die Branche eben gehört. Offenbar wurde \"Business Casual\" nicht verstanden. Daher hatte ein IT-Unternehmen extra eine Gebrauchsanleitung versandt, was wann erlaubt oder gewünscht sei - und was eben nicht. Ergebnis: alle Teilnehmer trugen wieder eine Uniform, diesmal Jeans, Hemd und Sakko. Individualität und Spontanität, eine lockere Atmosphäre - alles Fehlanzeige.
Das \"Fashion Statement\" von Zetsche wirkte wie eine New-Economy-Symbolik: alle sind hier schrecklich dynamisch und locker bis zum geht nicht mehr. Eine kleine Warnung an die Old-Economy, wo das hinführen könnte. Bei einem \"Digital Native\"-Unternehmen wurde im Intranet ein Foto gepostet und häufig geliked: \"Wie spießig ist das denn!\" Das Foto zeigte ein neues Plakat an der Eingangstür: \"Täglich duschen schadet nicht\"